Bissige Beobachterin der Berliner Politikszene: Kabarettistin Simone Solga

Benefizveranstaltung des ZONTA-Clubs Würzburg am 22.02.2020 im Großen Saal der Musikhochschule

Raus aus der Wohlfühlzone und rein ins Kabarett

Simone Solgas spitzzüngiger Sprint bei der gelungenen Benefizveranstaltung des Zonta Clubs

Was für eine Themenvielfalt. Was für ein Mundwerk. Erstmal durchschnaufen nach dem gut zweistündigen Programm. Woher nimmt diese Frau ihre Energie? Und im wahrsten Wortsinn ihr Stehvermögen? Stakkato, blitzschnell, provokant, kontrovers: Raus aus der Wohlfühlzone und rein ins Kabarett. Am Faschingssamstag trat Simone Solga im vollbesetzten Großen Saal der Musikhochschule auf. Der Zonta Club Würzburg hatte sie gebeten, seine diesjährige Benefizveranstaltung – die 35. in Folge – zu gestalten. Das tat die gebürtige Leipzigerin gerne – und mit Wucht. Oder, wie es Zonta-Präsidentin Gisela Kaiser formulierte, mit „einmeterachtundfünfzig geballter Energie und Temperament“.

Die vielfach Ausgezeichnete (Deutscher Kabarett-Preis, Deutscher Kleinkunstpreis, Salzburger Stier) wählte unter anderem die Kunstfigur der Kanzlersouffleuse, um ihrer „Chefin“ Angela Merkel und der ganzen Politszene eins drüberzubraten. So war „Das gibt Ärger“ nicht nur Programmtitel, sondern auch roter Faden des Abends. Die 56-Jährige analysierte in einem spitzzüngigen Sprint die aktuellen, gesellschaftspolitischen Themen der Republik und folgte beharrlich ihrer Linie. Kompromisse? Mainstream? Auf keinen Fall!

In Würzburg bat sie in der humoristischen Rolle der Kanzlersouffleuse um Asyl, um „aus meiner trostlosen Hoffnungslosigkeit der Hauptstadt zu entfliehen“. Was liegt da näher, als sich über die Balkanroute – also Biebelried und Randersacker – nach Würzburg aufzumachen, der Stadt mit den glücklichen, schönen und intelligenten Menschen? „Meinen Pass habe ich weggeworfen, damit mich keiner hier abweisen kann.“ Das Kanzleramt, ein furchtbares Krisengebiet, kann sie mal. Und sämtliche Polit-Akteure auch. Egal ob rechts, egal ob links, egal ob Mitte – sie haute dahin, wo es wehtat. Als sie in die Rolle einer polnischen Pflegekraft schlüpfte oder in die einer Lehrerin auf dem Sprung in den Burnout, musste so mancher im Publikum seine Atmung regulieren. Wenn Simone Solga an Themen wie Altersarmut, Jugendbildung, soziale Gerechtigkeit oder die Klimadebatte herangeht, wird es bitter. Ohnehin hat unsere Umwelt „nur eine Chance: Wir müssen alle sofort euer Leben ändern“. Und „Friede ist machbar. Aber das Leben ist eine fiese Sau“. Haben wirklich die Minderheiten die Macht, weil sie laut genug schreien? Wer weiß das schon.

Simone Solga hielt ihr Publikum am Samstagabend mit überbordender Energie bei der Stange. Sie kann das. Sie war Mitglied der Leipziger Pfeffermühle und der Münchener Lach- und Schießgesellschaft, trat in „Die Anstalt“ auf und bringt als gelernte Schauspielerin eine Bühnenpräsenz mit, die ohne Accessoires funktioniert. Ihre Botschaft zum Schluss: Wer Spießer ist – und sie ging davon aus, dass dies auf so gut wie jeden im Publikum zutraf – der ist ein wahrer Träumer – und letzten Ende ein Rebell. Damit lässt sich leben.

Seit 1986 organisiert der Zonta Club jedes Jahr eine große Benefizveranstaltung. Über 400.000 Euro konnten so schon an Hilfen für Frauen in schwierigen Lebenssituationen und Notlagen weitergegeben werden. Die Mitglieder kommen aus ganz unterschiedlichen Berufen und sind Gleichgesinnte, wenn es darum geht, sich für die Achtung der Menschenrechte, Freundschaft, gegenseitiges Verständnis und Einsatz gegen Gewalt und Unterdrückung stark zu machen. Sie verstehen sich als modernes Netzwerk zur Unterstützung und Förderung von Frauen in Beruf und Gesellschaft. Sie sind überparteilich, überkonfessionell und weltanschaulich neutral. Die Zontians wollen, dass alle Frauen am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben der Gesellschaft gleichberechtigt teilhaben können.

Pin It on Pinterest